Verletzungen von Sorgfalts- und Meldepflichten können für Finanzinstitute sowohl im Ausland als auch in der Schweiz rechtliche Konsequenzen und Reputationsschäden zur Folge haben und den Ruf des Schweizer Finanzplatzes schädigen. Finanzinstitute müssen sicherstellen, dass sie die definierte Risikotoleranz im Rahmen der tatsächlichen Geschäftstätigkeit einhalten und die verbleibenden Risiken mit Kontrollmechanismen effektiv begrenzen.
Der Schweizer Finanzplatz ist in der Vergangenheit nicht von Geldwäschereiskandalen verschont geblieben. Viele Fälle haben gezeigt: Der Compliance-Rahmen Von Finanzintermediären muss mit den eingegangenen Risiken Schritt halten. Eine zentrale Rolle spielt dabei unter anderem die jährliche Geldwäscherei-Risikoanalyse. Ein effektives und effizientes Geldwäscherei-Abwehrdispositiv basiert auf einer eindeutig definierten Risikotoleranz durch das Oberleitungsorgan des Finanzintermediärs (tone from the top). Dies beinhaltet auch den Ausschluss von besonders risikoreichen Kundinnen und Kunden, Herkunftsländer oder Dienstleistungen. Es ist sicherzustellen, dass die tolerierten Risiken jederzeit überwacht und effektiv begrenzt werden können.
Kundinnen und Kunden aus Hochrisikoländern (z. B. Amtsträger oder Verantwortliche in staatlichen oder staatsnahen Unternehmungen) bergen besonders hohe Geldwäscherei- sowie Rechts- und Reputationsrisiken. Werden unter solchen Umständen grosse Vermögen angehäuft, besteht die Möglichkeit einer Beteiligung an geldwäschereirelevanten Vortaten, etwa Veruntreuung, Bestechung oder Betrug. Die Anforderungen an die durch die Finanzintermediäre zu treffenden Abklärungen sind für solche Kundinnen und Kunden hoch anzusetzen. So ist erstens der Ursprung der Vermögen detailliert abzuklären und zweitens sicherzustellen, dass diese Vermögen aus legalen Quellen stammen.
Neben den Geldwäschereirisiken in Verbindung mit der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung gibt es vermehrt auch Risiken im Kryptobereich. Kryptowährungen werden häufig bei Cyberattacken oder bei illegalem Handel im Darknet als Zahlungsmittel verwendet. Bestimmte Analysen zeigen ausserdem einen starken Anstieg der Verwendung von Stablecoins für illegale Transaktionen, insbesondere im Zusammenhang mit Sanktionsumgehungen. Für Finanzintermediäre mit einem Krypto-Angebot können die Geldwäschereirisiken erheblich sein. In diesem Bereich tätige Finanzintermediäre, die nicht über ein angemessenes Management der Geldwäschereirisiken verfügen, können die Reputation des Finanzplatzes stark beeinträchtigen.
Schliesslich hat der Krieg im Nahen Osten erneut aufgezeigt, dass auch die Prävention von Terrorfinanzierung im Geldwäschereidispositiv von Finanzintermediären eine wichtige Aufgabe darstellt. Schwächen in diesem Bereich bergen neben den Geldwäschereirisiken erhöhte Rechts- und Reputationsrisiken.
(Aus dem Risikomonitor 2024)